Was wir wollen

Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt soll ein gleichberechtigter Teil von Unterrichtsinhalten werden. Ähnlich der Vorgabe, die es inzwischen in Schottland offiziell gibt. Wir sind „Mehr als Bienchen, Blümchen und Regenbögen!“ – so der Titel des akzeptanzfördernden Fortbildungsangebots für modernen beruflichen Alltag von Personen aus dem Lehrbereich Schule, Jugend- und Sozialarbeit von Tobias Möller, welches ein Instrument darstellt, politisch mehr fordern zu können. Für Schulen, Lehrkräfte und bereits bestehende Projekte und Träger*innen der Erwachsenenbildungsarbeit.

Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Leider noch immer nicht in allen Köpfen. Und wenn überhaupt – mit ein paar Seiten Erwähnung in einem Biologiebuch. Mit Begriffen, die in der Community bereits als veraltet und überholt gelten, mit Methoden, die Heteronormativität (z.B. Zweigeschlechtlichkeit) fördert statt abbaut. Trauriger Schulalltag 2021, finden wir!

Studien zeigen: Mobbing von Jugendlichen an Schulen, die der LSBTIQ*-Community angehören, ist gängiger Alltag 2020.

Fortbildungsangebote, die Lehrkräften Wissen um geschlechtliche und sexuelle Vielfalt vermitteln, gibt es – Sie werden in der Regel von Schulsozialarbeiter*innen besucht. Die Gründe hierfür sind nicht selten struktureller Natur anzulasten, die aktuell lediglich 2 Tage pro Jahr bei ausgebildeten Fachkräften im Lehrbereich Schule – anerkennend im Rahmen der Arbeitszeit – vorsieht.

Muss das sein? Wir sagen – NEIN! Und wir machen etwas dagegen.

Der Landesvorstand des LSVD NRW unterstützt als Projektpartner in Person des Landesvorstandsmitglieds Jack Kaltepoth federführend das Fortbildungskonzept von Tobias Möller und leitet zusammen mit ihm und weiteren Unterstützer*innen die daran gekoppelte Studie, welche verdeutlichen wird, warum geschlechtliche und sexuelle Vielfalt eben mehr als Bienchen, Blümchen und Regenbögen ist und fester Bestandteil von Lehrkräfteausbildung werden muss. Nicht nur im Biologieunterricht!

Oftmals mangelt es mehrheitlich an Wissen über Minderheiten und dass es sie gibt. An der Stelle entstehen Vorurteile und gängige Klischees werden reproduziert, die nichts mit Wissen und Fakten zu tun haben.Aus Unsicherheit im Umgang mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, wird diese aber auch nicht selten komplett ausgeblendet, obgleich Inhalte des schulischen Alltags, Kindern und Jugendlichen eine gesellschaftliche Realität spiegeln sollen, die tatsächlich gegeben ist.

Eine Gesellschaft besteht aus Mehrheiten und Minderheiten. Und das ist normal. Die Minderheiten darin auszublenden, auszugrenzen und zu exotisieren, indem sie einmal im Jahr für eine Unterrichtsstunde thematisiert wird, ist nicht normal und fördert weder die Akzeptanz gegenüber ihnen, noch beugt sie der Diskriminierung dieser effektiv vor. Und das sollte sich ändern, dies wollen wir mit unserer Fortbildung ändern.

Wie wollen wir das schaffen?

Teil der Fortbildung ist eine quantitative Pre-Befragung, Zwischen-Befragung unmittelbar nach Abschluss der Module und Post-Befragung 12 Monate nach Fortbildungsbeendung der teilnehmenden Personen. Zeitgleich führen alle teilnehmenden Personen ein Fortbildungstagebuch, welches Hilfestellung bei der Reflexion der eigenen Haltung, des beruflichen Alltags und der Vertiefung und Entwicklung weiterer eigener Kompetenzen zu dem Thema liefert. Das Fortbildungstagebuch ermöglicht uns zudem eine qualitative Datenerhebung. Mit dieser wird auch das Fortbildungskonzept selbst fortlaufend evaluiert und optimiert die Themen- und Modulgestaltung für die Zukunft.

Mit den aus der Studie gewonnenen Daten möchten wir auf politischer Ebene MEHR erreichen, nämlich, dass geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ein verbindlicher Teil einer Ausbildung für alle Lehrkräfte wird. Ähnlich wie es erstmals Didaktik nicht war. Es aber heute ist. So stellen wir uns zeitgemäße Lehrer:innen(aus)bildung und Unterricht im Jahr 2021 vor!

Wir finden: Die aktuelle Sollvorgabe des Rahmenplans zur Sexualerziehung des Landes NRW ist nicht ausreichend. Sie deckt gegenwärtig keine Vorgaben zur geschlechtlichen Vielfalt ab. In anderen Bundesländern, wie z.B. Berlin/Brandenburg hat Klocke bereits 2012 bewiesen, dass entsprechende Vorgaben gar nicht bis nicht hinreichend im schulischen Alltag umgesetzt worden sind. Es ist davon auszugehen, dass der Rahmenplan zur Sexualerziehung des Landes NRW ähnliche Fakten liefern wird und einen akuten Handlungsbedarf hinsichtlich stringenten Vorgaben für eine Lehrkräfteausbildung und Fortbildung offenlegen könnte, die wir sodann mit allen Unterstützer*innen unseres Projektes politisch fordern werden.

Sind wir eine Konkurrenz für bestehende Projekte, Bildungsträger*innen und Initiativen?

Ganz klar – nein.Wir verstehen uns als Ergänzungsangebot zu bisher bestehenden Projekten und verweisen bei Bedarf auch in unseren Fortbildungen auf das Angebot. Durch die ehrenamtlichen Tätigkeiten werden keine Forderungen aus Landesmitteln gefordert. Sollten o.g. Forderungen politisch umgesetzt werden, bedarf es nämlich zudem mehr Fördermittel, verbindliche Vorgaben in der Ausbildung und Fortbildung von Lehrkräften bei bestehenden Träger*innen und Projekten personell, sowie räumlich umsetzen zu können. Auch das fordern wir, Mittel für Bildung und Weiterbildung!

Da wir bekanntlich wissen, dass die Politik sich hinsichtlich Entscheidungen, die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt betreffen, viel Zeit lässt – wie die TSG-Reform beweist – machen wir mehr daraus. 

Das Beispiel TSG-Reform (Reform des Transsexuellengesetzes) beweist: Die Unsicherheit über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Lehrer:innenberuf spiegelt sich auch im Bereich der Politik wider – es dauert viel Zeit. Wir wollen nicht warten, bis Daten aus Studien veraltet und nicht ausreichend belastbar sind. Daher wollen wir unser Konzept ausweiten und auch in anderen Bundesländern erwachsen lassen. Der LSVD Berlin/Brandenburg wird voraussichtlich im kommenden Jahr ebenfalls in das Projekt einsteigen. Weitere Bundesländer sind ebenfalls in Planung und sollen folgen. Ferner vernetzen wir uns aktiv mit ähnlich angelegten Projekten in anderen Bundesländern und tauschen uns regelmäßig zu unserer Arbeit aus, um uns gegenseitig eng zu unterstützen.

Je mehr Daten wir haben, umso mehr kann von ihnen auf die Grundgesamtheit geschlossen und aufgezeigt werden, dass eine entsprechende Fortbildung ein selbstverständlicher Bestandteil aller Personen werden sollte, die im Lehrbereich Schule, Jugend- und Sozialarbeit beschäftigt sind. Um nachhaltig mehr Akzeptanz für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt zu schaffen und damit Diskriminierung effektiver vorzubeugen. Bundesweit.

Und hier brauchen wir schon jetzt Unterstützer*innen, damit wir weitermachen können. 

Unsere aktuelle Unterstützer*innen

Warum wir das alles fordern?

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